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ROUSSEAU - PICASSO - BECKMANN - MAGRITTE - RICHTER




Henri Julien Félix Rousseau, Stillleben mit rosa Kerze (1905)




Max Beckmann, Stillleben mit brennender Kerze Max Beckmann, Frau mit Kerze [Woman with Candle] (1920) [Holzschnitt]Max Beckmann, Selbstbildnis im großen Spiegel mit Kerze (1934), Privatbesitz


Pablo Picasso, Krug, Kerze und Kasserole [Pichet, bougeoir et casserole emaillee](1945)


René Magritte, La folle du logis (1948), Brüssel, Privatsammlung René Magritte, Die philosophische Lampe


Gerhard Richter, Kerze (1983), Privatsammlung


Durch die Elektrifizierung des vergangenen Jahrhunderts ist das Interesse an Kerzen in der Malerei naturgemäß zurückgegangen. Auch dürfte sich in den Ateliers ihr dubioser Symbolwert herumgesprochen haben. So ist das Verschwinden der Kerze aus der Malerei nicht weiter verwunderlich.

Henri Rousseaus Stillleben evoziert die uralte Erkenntnis: post coitum omne animal triste est, sive gallus et mulier (letzteres wird beim Zitieren gern unterschlagen). Bei Max Beckmann flammt die Kerze kräftig noch, trotz des sich anbahnenden Chaos. Und beim Macho Picasso sowieso. Aber René Magritte spielt nicht mehr mit: durch ironisierende Übertreibung treibt er der Kerze die Symbolik aus – drei Eier im Kerzennest sind wirklich zuviel, wie auch im zweiten Bild Pfeife, Nase und Podeststamm, um den sich die Kerze schlangenhaft ringelt.

Gerhard Richter verschafft ihr mit seinem grandiosen keuschen Bild „Kerze“ den denkbar würdigsten Abschied: es ist ein hinreißend deliziöses Gemälde. Vanitas: ja – Vanitas: nein. Diese Kerze brennt ewig. Zeit und Ort sind überwunden, sie ist zeitlos und ortlos. Sie leuchtet nur noch, ohne etwas zu beleuchten. Sie ist zwecklos. Sie ist die Kerze an sich. Summa maxima. Die erotische Spekulation - falls überhaupt noch zugelassen – assoziiert einen schönen Jüngling, der seine Triebe wohltemperiert auslebt, cool & clean, für immer jung. Beneidenswert der amerikanische Sammler, der dieses Meisterwerk erwerben konnte. Geld ist doch nur massenhaft bedrucktes Papier.

Fünf Jahre nach Gerhard Richter besiegelte der Videokünstler Nam June Paik mit seiner Installation „One Candle“ (1988) das Verschwinden der Kerze aus der bildenden Kunst - für immer?